Fuggerei in Augsburg

Hoechstetter-Erker an der Fuggerei

Fuggerei – Weltweit älteste Sozialsiedlung

JAKOBERSTRASSE 26, 86152 AUGSBURG
ÖFFNUNGSZEITEN APR-SEP: MO BIS FR 10:00 BIS 22:00 UHR, SA UND SO 08:30 BIS 22:00 UHR; Museen bis 18:00 Uhr
ÖFFNUNGSZEITEN OKT-MRZ: MO BIS FR 10:00 BIS 22:00 UHR, SA UND SO 08:30 BIS 22:00 UHR; museen bis 20:00 Uhr

Die wechselvolle Geschichte der Fuggerei beginnt 1516, als Jakob Fugger der Reiche in der Jakobervorstadt teilweise bebaute Grundstücke kaufte. Jakob setzte damit ein Projekt um, dass er mit seinen älteren Brüdern Ulrich und Georg besprochen hatte. Zum Wohle des eigenen Seelenheils entstand eine Sozialsiedlung für arme katholische Augsburger Handwerker und Bürger.

Gründung der Sozialsiedlung

Fuggerpalast - Fassadenbild Jakob Fugger stiftet die Fuggerei (Postkarte)
Fuggerpalast – Fassadenbild Jakob Fugger stiftet die Fuggerei (Postkarte)

Jakob Fugger war Kaufmann, Montanunternehmer und Bankier. Die Textilfirma und die Bank der Eltern bildeten die Basis, auf der Ulrich, Georg und vor allem Jakob vor rund 500 Jahren ein sagenhaftes Vermögen aufbauten.

Jakobs Leben und Wirken prägen Augsburgs Geschichte und Gesicht bis heute. Das ist nicht nur in der Jakobervorstadt spürbar, in der die „Fuggerei“ steht. In der Vorstadt lebten auch andere Handwerker und Bürger in kleinen Anwesen. In der Fuggerei lebten die berechtigten Einwohner relativ komfortabel in festgemauerten Reihenhäusern und Pumpbrunnen zur Wasserversorgung . Für den Bau der Anlage zwischen 1516 und 1523 hatte der Baumeisters Thomas Krebs die Federführung. Er baute in sechs Gassen 53 Doppelhäuser mit 106 Wohnungen; eine Wohnung im Erdgeschoss, die andere im ersten Stock.

Stiftungsbrief von 1521

Die Fuggerei wurde am 23. August 1521 von Jakob Fugger als Wohnsiedlung für bedürftige fromme Augsburger Bürger und Handwerker gestiftet. Im Stiftungsbrief legte er fest:

„Namlich so sollen soliche hewser Fromen Armen taglönern und handtwerckern und burgern und inwonern dieser stadt Augsburg, die es notturftig sein und am besten angelegt ist, umb gottes willen gelichen und darin weder schankung muet und gab nit angesehen …“

Ergänzend verordnet Jakob Fugger noch drei Gebete (siehe unten „Mietkosten 1 Rh. Gulden und 3 Gebete„).

15 000 Goldgulden entnahm Jakob Fugger für die Grundstücke, die Bauten und als Stiftungskapital seiner Geldschatulle. Ihren Namen „Fuckerey“ erhielt die Sozialsiedlung erst 1531.

Kriege zerstören die Fuggerei

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Fuggerei von den schwedischen Truppen zwischen 1632 und 1635 weitgehend zerstört. Nach dem Wiederaufbau erfolgten Erweiterungen der Fuggerei in den Jahren 1880 und 1938.

Nach der erneuten großflächigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg erhielt der Wiener Architekt Raimund Freiherr von Doblhoff den Auftrag zum Wiederaufbau. 27 Häuser waren nahezu komplett zerstört und viele beschädigt. Bereits 1947 konnten die ersten Gebäude wieder bezogen werden. In den 1950er Jahren war der Wiederaufbau der Wohnungen abgeschlossen.

Die letzte Erweiterung war auf hinzuerworbenen angrenzenden Trümmergrundstücken auf heute 67 Häuser mit 140 Wohnungen bis 1973 möglich. Derzeit wohnen ca. 140 Augsburger in der Fuggerei.

Kirche St. Markus

Ursprünglich besuchten die Bewohner die nahe gelegene Kirche St. Jakob oder die Barfüßerkirche. Während der Reformation wurden beide Kirchen evangelisch. Die katholischen Cousins Markus und Philipp Eduard Fugger stifteten kurzer Hand die Kirche St. Markus , die der Baumeister Hans Holl in den Jahren 1580/82 in der Siedlung errichtete. Hans Holl ist der Vater des Stadtwerkmeisters Elias Holl.

St. Markus wurde in der Barockzeit umgebaut und neu ausgestattet. Bei der Bombardierung im Februar 1944 brannte die Kirche komplett aus. Sie wurde 1950 wiederaufgebaut und mit geretteten oder neu hinzugefügten Elementen ausgestattet, wobei die Steinepitaphien Originale sind.

Besonderheit: Die Markuskapelle ist nicht nach Osten ausgerichtet, sondern dem Straßenverlauf am Markusplätzle angepasst.

Mietkosten 1 Rh. Gulden und 3 Gebete

Laut Stiftungsbrief beträgt die jährliche Wohnungskaltmiete 1 Rh. Gulden, was ungefähr dem Wochenlohn eines Webers entsprach. Seit 1. Januar 2002 beträgt der Mietzins 0,88 Euro. Hinzu kommen die mtl. Nebenkosten von durchschnittlich 90 Euro und 0,88 Euro als „Pfarrergulden“. Entsprechend dem Mietvertrag sprechen die Bewohner täglich drei Gebete für das Seelenheil der Stifterfamilie und alle Guttäter. Die Gebete sind das Vater unser, das Ave Maria und das Glaubensbekenntnis.

Augsburg, Reichsstadt, Goldgulden o. J. (1519-1556)
Augsburg, Reichsstadt, Goldgulden o. J. (1519-1556). Stadtpyr in verziertem Herzschild und gekrönter Doppeladler mit Titel Karl V.

Stadtpalais vs. Sozialsiedlung

Und dennoch bildet die Sozialsiedlung einen harten Kontrast zu den prunkvollen Stadtpalais am Rindermarkt und Weinmarkt. Vom Rindermarkt aus der Goldenen Schreibstube steuert erst Ulrich und danach Jakob weltweite Geschäfte. An den einst reichsten Mann Europas erinnert in der Oberstadt kein Denkmal. Jakobs Denkmal ist die Fuggerei, in der seit 2007 eine kleine Bronzebüste an den strenggläubigen Unternehmer und Wohltäter erinnert.

Eintrittsgelder und der Stiftungswald

Das Fürstlich und Gräflich Fuggersche Stiftungsforstamt Laugna verwaltet betriebsübergreifend 3200 ha Waldbesitz der neun zwischen 1509 und 1595 gegründeten Fugger-Stiftungen. Eine dieser Stiftungen ist die Fuggerei-Stiftung, die zusätzlich Eintrittsgelder für die Fuggerei einnimmt. Der Waldbesitz ist eine nachhaltige Grundlage für den Fortbestand der Stiftungen.

Weitere Informationen

Soweit gewünscht und zeitlich möglich, können Sie die Fuggerei auch im Rahmen einer Stadtführung besuchen.

In den Sommermonaten ist bei passendem Wetter der Biergarten, betrieben von den Tafeldeckern in der Fuggerei, geöffnet. In der Adventszeit gibt es an gleicher Stelle Weihnachtsbäume und Glühwein.

Tiefergehende offizielle Informationen über die Fuggerei erhalten Sie auch auf der Homepage „www.fugger.de„.